JOANNA SCHULTE |
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MUTTERGEDENKEN Fotoserie | 2009/2010 Diasec gerahmt, je 65 x 47 cm |
Auszug aus dem Katalog, Für die Liebe sterben, Hannover 2011, Text: Anne Prenzler (...) "Auch das Thema der Fotoserie „Muttergedenken“ (2009/2010) enthält eine vermeintlich weibliche Konnotation. Allerdings sind es keineswegs nur Frauen, deren Erinnerungskultur hier untersucht wird. Überhaupt bleiben die gedenkenden Personen seltsam anonym, obwohl wir einen sehr intimen Blick in ihre Privatsphäre erhalten. Im Kontext der eigenen Biografie sucht Joanna Schulte für diese fortlaufende Serie von Arbeiten Menschen auf, die ihre Mutter verloren haben, und befragt sie nach der Art und Weise, wie sie sich erinnern. Immer spielt eine Fotografie eine Rolle, das Medium der Erinnerung in unserer gegenwärtigen Kultur. Die Bilder der Mütter finden sich inmitten privater Interieurs, in einem Bücherregal, auf einer Kommode, auf einem Schreibtisch. Neben ihnen Blumen, ein Wecker, eine Lampe, ein Heiligenbild, Bücher, weitere Fotos und andere nicht zu kategorisierende Dinge. Auch hier erzählen die Gegenstände in Andeutungen, bleiben die Zusammenhänge fragmentarisch und entwickeln doch eine ganze Fülle von Stimmungen und Bildern. Es geht in dieser dokumentarischen Untersuchung nicht um irgendeinen Erkenntnisgewinn oder gar einen Kommentar. Eher werden wir hier wieder einmal in einer ebenso direkten wie hintersinnigen Weise auf ein Thema gestoßen, das bei aller Intimität und vordergründiger Randständigkeit allgemeiner nicht sein könnte; denn ein jeder von uns wird sich früher oder später mit dem Tod der eigenen Eltern, der eigenen Mutter befassen oder hat diese Erfahrung bereits gemacht. Hier zeigt sich, wie klug Joanna Schulte vorgeht. Indem sie das Gedenken an die Verstorbenen als Ausgangspunkt wählt, wird das Verhältnis zur Mutter und die Komplexität, die sich häufig in diesen Beziehungen findet, mit vergegenwärtigt. Deswegen sind diese Bilder ebenso leise wie nachhaltig wirksam. Immer wieder verwendet die Künstlerin kleine, fast bescheidene Dinge, um uns förmlich einzufangen und dauerhaft zu beschäftigen. Die Beunruhigung, die diese Arbeiten auslösen, bildet den Kern ihrer konsequenten künstlerischen Strategie.“ (...) |
Ausstellungsansicht: "Bis dass der Tod uns scheidet" | Rauminstallation, Städtische Galerie Schloss Borbeck, Essen, 2012 „Nachruf“ | geknüpfter Teppich, 220 cm x 160 cm „Trockenhaube“ | Klangobjekt, 80 x 70 x 160 cm, mit Klangkomposition, Stille, 2.39 min loop „Das Versprechen“ | Fotoserie, Diasec, je 120 cm x 80 cm |